Montag, 14. Oktober 2013

Kilimanjaro-Besteigung - Bin ich denn eig. verrückt?!



Jaja, ich weiß, Ende September schreibt er die nächsten Blog-Einträge, hat er geschrieben. Jetzt ist's Mitte Oktober und noch immer nichts online. An dieser Stelle ein großes SORRY, man glaubt gar nicht, wie viel es zu tun gibt, wenn man nach 3 Monaten Abwesenheit wieder nach Hause kommt. Und wenn dann wieder die Uni winkt, ist die Motivation auch im Niemalsland...wie dem auch sei, geh'n mas an, Endspurt!! :-)


Am Mittwoch, 4. September ging's bald in der Früh los, sehr sehr bald! Meli weckt mich, wir stolpern durch's dunkle Appartement nach draussen, wo Toni und Jacque mit dem Auto schon warten (ja, wirklich! Was ist aus der guten alten 'african time' geworden?!) und wir düsen auf der ungewohnt leeren Hauptstraße nach Mombasa, wo wir den öffentlichen Bus nach Moshi in Tansania erwischen müssen. Stress brauchten wir uns keinen machen, weil irgendwann muss ja auf die Afrikaner verlass sein und unsere Abfahrtzeit wurde um eine Stunde nach hinten verschoben. Nach einer Runde Tee verabschieden wir uns, steigen in den Bus ein und los geht die wilde Fahrt.
 

Meli und ich haben uns ja schon auf einiges eingestellt, wenn man nochmal bedenkt, wir fahren mit dem ÖFFENTLICHEN BUS nach TANSANIA! Der Bus selbst war eigentlich nicht so schlimm, es war halt gerammelt voll, wir sind natürlich auch ziemlich aufgefallen, so viele Weiße dürften sich nicht in solche Busse trauen, die Rückspiegel waren grundsätzlich mal zerbrochen, die restliche 'Einrichtung' erinnerte mich stark an die 70er Jahre (jaja, damals....). Die Fahrt selber, solang der Magen mitspielt, war aber ziemlich cool. Wir sind zuerst auf einer quasi Autobahn Richtung Süd-Westen, als wir plötzlich die asphaltierte Straße verließen und mitten durch den Tsavo-Nationalpark hüpften, hier kann man in Kenia übrigens super Safaris machen, dementsprechend haben wir auch Zebras, Giraffen und einen Vogelstrauß gesehn.


Weil meine Nacht doch sehr kurz war, Tim, Salome und Tina haben es sich nicht nehmen lassen, mit mir noch ein paar Tusker zu vernichten, danke dafür übrigens (!), war ich dann doch extrem müde und hab trotz genialer Landschaft die Augen ein bisschen zugemacht, bis wir an die Grenze kamen. Das fand ich wirklich etwas skuril, denn die kenianischen Behörden wollten meine Fingerabdrücke für die AUSREISE, die Tansanier nur 50$, Reisepass und fertig.


Mein Rucksack nach der Fahrt mit dem öffentlichen Bus! ;-)



Am späten Nachmittag kamen wir dann tatsächlich heil in Moshi am Busbahnhof an, wo wir sofort von Fredy abgeholt wurden (Gott sei Dank!). Fredy ist der Chef von UhuruTreks, über diese Firma haben wir unsere Kilimanjaro-Tour und die Safari gebucht, und das nur wenige Tage einfach übers Internet. Ich hab auch ein paar mal mit ihm telefoniert, der Rest wurde über Emails abgewickelt und hat mehr als erstaunlich gut funktioniert. Fredy brachte uns sofort ins Hotel, wo wir noch eine Nacht verbrachten bevor es am nächsten Morgen losging mit dem Kili. Wir hatten noch eine kurze Vorbesprechung und zahlten den ganzen Trip in Bar, das waren für mich (Kili+Safari) ca. 2.000.000 Tanzania-Shilling, ein tolles Gefühl, so als Millionär, dennoch war ich froh, die Kohle schnell wieder los gewesen zu sein (was ich im Moment wieder überhaupt nicht nachvollziehen kann!)

Fredy brachte uns auch noch zu seinem Office, wo wir 'gratis' die Ausrüstung für die Kilimanjaro-Besteigung ausborgen konnten: Von Winterjacken, Bergschuhen bis hin zu Stirnlampen war alles in Hülle und Fülle vorhanden und zwar in guter Qualität, ich war echt überrascht, ein solches Sortiment erwarte ich in Schladming beim Skiverleih, aber nicht in Afrika – im Sommer.



Nach einer unglaublich guten Nacht (MÜÜÜDE!!) und Frühstück, wurden wir auch schon von unserem Team abgeholt. Ich muss das erklären! Wenn man beschließt, den Kilimanjaro zu besteigen, macht man das nicht allein, sondern mit einem Team. Für Meli und mich gingen 2 Guides mit, dazu ein Koch und 4 (!) Träger. Das klingt alles ziemlich übertrieben, ich hab mich bei der Sache auch wirklich etwas unwohl gefühlt. Besonders, wenn man zuvor gute 2 Monate in Afrika gearbeitet und im Alltag gelebt hat, kommt man sich ziemlich komisch vor, wenn für 2 weiße Leute gleich 7 weitere Afrikaner mitwandern, unser Zeug schleppen müssen und für uns kochen. Allerdings war ich bereits am zweiten Tag schon extrem froh, dass wir sie hatten! Da wir nämlich über die Lemosho-Route nach oben wollten, verbrachten wir die Nächte im Zelt, also Camping. Da mussten unsere Porters (=Träger) nicht nur unser Zeug tragen (also alles, was wir nicht unmittelbar während dem Aufstieg brauchten, wie Schlafsäcke, Gewand zum Wechseln, Medikamente, usw), sondern auch Essen für 9 Leute für mindestens 6 Tage, ein Gasfass, mehrere Zelte und natürlich deren eigene Sachen. Aber jetzt mal wieder von vorne:

 


Tag 1: Wir wurden also von unserem Team abgeholt, angeführt von den Guides Kado und Lara, wir fuhren gemeinsam zum Gate, quasi dem Eingang zum Nationalpark, wo wir Eintritt zahlen mussten, aßen kurz ein Lunchpaket, fuhren weiter zum eigentlichen Startpunkt auf ca. 2000 Meter Höhe und dann ging's wirklich endlich los. Unter der Führung von Lara, wanderten Meli und ich zuerst noch durch bewirtschaftetes Land, am und rund um den Kilimanjaro wir nämlich allerhand angepflanzt, so gibt's Bohnen- und Kartoffelfelder auch noch bei über 2000 Metern Seehöhe. Nach ca. Einer Stunde erreichen wir dann den Urwald. Lara lässt es sich nicht nehmen, obwohl's teilweise schon ziemlich steil bergauf ging, uns einiges über das Land, den Berg und seine Bewohner zu erzählen. So erzählte er uns, dass in der Regenzeit hier oft Elefanten herunterrutschen, die Spuren konnten wir sehen, außerdem erblickte Lara unglaublich viele Affen und Vögel. Der Weg wurde letzte Saison vom den Mitarbeitern des Nationalparks gut hergerichtet, also man marschiert einem vorgefertigten Pfad entlang, der allerdings etwas schmal war, warum wir auch im Gänsemarsch hintereinander her gingen und alle paar Minuten Platz für unsere eigenen Porters machen mussten, die uns nacheinander überholten, die waren dezent schneller unterwegs, wie wir, was mich auch überhaupt nicht wundert, sie schleppen zwar locker das 5fache an Gewicht mit rum, sind aber körperlich auch dementsprechend gut drauf! Nicht wenige waren schon über 100x am Berg.


Ein bisschen Gepäck.

Das Team. Kado in der Mitte machte uns gleich zu Beginn ein bisschen nervös: Warum hat der Kerl einen Rosenkranz um den Hals?! ;-)

Point To Remember.

Und los geht's!!



Aber wir waren natürlich auch nicht ganz allein unterwegs auf unserer Route, gemeinsam mit uns startete auch eine Gruppe von Briten, ein Paar aus der Tschechischen Republik und Neuseeländer, die wir zwar allesamt überholten, wir trafen uns aber beim ersten Camp (auf ca. 2800m Höhe) wieder, wo wir nach ca. 5 Stunden Fußmarsch ankamen und die Nacht verbringen werden. Unser Zelt zum Schlafen und ein eigenes Zelt zum Essen waren bereits aufgestellt worden, nachdem wir in einem Buch unsere Namen und Daten eingetragen hatten (was wir in jedem Camp machen mussten), bekamen wir eine Schüssel mit heißem Wasser zum Waschen und wurden ins Essenszelt gebeten, wo auch schon Tee und POPCORN auf uns wartete! Ich habe mit vielem gerechnet, aber nicht, dass wir hier am Kilimanjaro beim Camping kulinarisch so gut versorgt wurden: Als Abendessen gab's IMMER mindestens 3 Gänge, eine Suppe, ein wirklich gutes Hauptgericht (meist Gemüsesoße mit Fleisch und Reis, aber auch mal Spaghetti,...) und Früchte, dazu offensichtlich so viel Tee, Kaffee oder Kakao wie wir wollten. Nach dem Essen im Kerzenlicht, es ist mittlerweile dunkel geworden, gab's wieder eine Vorbesprechung für den nächsten Tag und wir wurden von Dieben gewarnt, man solle keine Wertsachen im Zelt lassen, wenn wir essen. Todmüde fielen wir danach auch ins Bett, bzw. In die Schlafsäcke. Der Tag war zwar von der Anstrengung her doch noch ganz human, aber die Eindrücke waren schon wirklich beeindruckend! (Wortwiederholung!)

Häufigste Gedanken des Tages:
  • Voll geil, ich bin am Kili!
  • So happy today, sooo happy...!! *sing *
  • Warum tu ich mir das eig. An?
  • Gott sei Dank war ich nicht beim Bundesheer!
  • Wie geil ist eigentlich das Essen?!






Tag 2: 7 Uhr – Tagwache!! Nach einem Frühstück, wie es besser nicht sein kann (Eier, Würschtl, Früchte, Toast, Tee, Kaffee,...), packten wir unsere Sachen, die wir für den Aufmarsch brauchten, also Regenzeugs, Wasser, Sonnenschutz (A geh, brauch ich nicht!! Tja, schwerer Fehler...) und los gehts. Es wird mittlerweile doch kühl, also für Afrika mein ich jetzt, ich hatte noch nie so viel an hier. Diesmal war auch Kado mit dabei, nach ca. Einer Stunde verließen wir den Regenwald und betraten das Untere Sumpfland, welches von riesigen Latschen geprägt war. Die ersten 4 Stunden waren auch wirklich extrem anstrengend, bergauf, bergauf und immer weiter bergauf (na wirklich?!), ich war so froh, also wir oben angekommen waren. 'Oben' war in diesem Fall der Rand des Shira-Plateau, eine riesige Ebene auf über 3000m, man glaubt gar nicht, dass man schon so weit oben ist und von hier aus sieht man auch das erste Mal das Ziel, also den Gipfel der Mount Kibo, dem höchsten Berg des Kilimanjaro-Massivs. Mittags rasteten wir kurz beim Camp Shira-1. Hier haben auch andere Gruppen schon ihre Zelte aufgeschlagen, denn die Lemosho-Route, die wir gebucht haben, dauert normalerweise 7-8 Tage, wir planten aber mit 6 Tagen (ist billiger :-P ), also lassen wir dieses Camp aus und gingen nach einer halben Stunde weiter Richtung Shira-2-Camp. Langsam gehts auch wieder etwas bergauf und Lara & Kado erklären uns die Symptome der Höhenkrankheit. Denn je höher man raufsteigt, desto dünner wird die Luft, dementsprechend ist es normal, dass man Kopfweh, Bauchweh, Übelkeit, Schwindel und/oder Atemnot bekommt, wenn man (wie wir) nicht dran gewöhnt ist. Das ist auch der Grund, dass wir extrem langsam gehen, also wirklich sehr sehr sehr langsam! In Swahili heißt langsam 'Pole pole', ständig drängten Kado und Lara uns, langsamer zu gehen, was uns gegen Ende der Tagesroute auch immer leichter fällt. Die Landschaft verändert sich immer schneller, es wird felsiger, die Latschen immer kleiner, bis nur noch kleine Büsche und Gräser zu sehen sind. Lara erzählt uns motiviert von der Flora am Kili, wir sehen 200 Jahre alte Bananenpalmen, leider ist unser Interesse nicht mehr so groß, ich bin mit Schnaufen beschäftigt und es ist mittlerweile richtig kalt geworden. Endlich erreichen wir unser Camp auf 3950m, wir sind glücklich und müde, aber der Ausblick ist bereits unglaublich schön, auf der einen Seite schauen wir auf das Shira-Plateau hinab, welches im Moment von Wolken überzogen war, und hinter uns steht, wie ein Koloss, der Berg im Licht des Sonnenuntergangs. Unser Camp wird von seltsamen Vögeln belagert, eine Mischung aus Adler, Rabe und Krähe und nach einem wiederum genialen Abendessen, schlafen wir ein.

Häufigste Gedanken des Tages:
  • Einfach weiteratmen, das ist der Trick!
  • Was ist aus dem guten, alten Pole-Pole geworden?!



    Guide Kado

    Ein kleines Ameisennest.
    Kurze Pause am Rande des Shira-Plateau

    Mittagspause mitten am Shira-Plateau: Mt. Kibo ist bereits in Sichtweite, mehr aber auch nicht.

    Sonnenuntergang im Shira-2-Camp.
     

Tag 3: Die Nacht war schlecht, bzw. Unglaublich kalt, die wurde aber von einem wunderschönen Sonnenaufgang beendet, ich zieh mir gute 5 Schichten Gewand an, die Winterjacke ist sowieso schon nachts zum Einsatz. Dieser Tag war etwas Knifflig, weil wir zuerst rauf zum Lavatower-Camp auf 4600m mussten, welches wir, wie konnte es anders sein, ausließen und wieder runter zum geplanten Tagesziel (Baranco-Camp) auf 3940m. Heute hab ich die totale Härte des Berges gespürt, denn ab ca. 4000M hat sich bei mir die Höhenkrankheit bemerkbar gemacht, ein bisschen Kopfweh und Schwindel, dazu das steinige, monotone Gelände. Die Pause beim Lavatower war bitter nötig, aber das runtergehen war auch nicht so lustig. Heilfroh, aber total erfroren, kommen wir beim Camp an, welches mitten in einer Wolken eingehüllt ist. So schnell war ich noch nie im Zelt, es war einfach kalt. Und wenn ich daran denke, dass der anstrengendere Tag noch vor uns liegt, hat meiner Motivation auch nicht geholfen. Ja, ich geb's zu, ich war ein bisschen frustriert, an diesem Tag, aber was soll's, ich hab das jetzt angefangen und zieh das jetzt auch durch!

Häufigste Gedanken des Tages:
  • Du verdammter Berg, du schaffst mich nicht!
  • Nicht krank werden, alles, nur nicht JETZT krank werden! Durchhalten!
  • Links – rechts – links – rechts - .....ATMEN!

In der Früh war ich ja noch ganz fit...

...aber zu Mittag beim Lava-Tower muss ich mir das Lächeln schon erkämpfen! :-P






Tag 4: Wir wussten, was ungefähr auf uns wartet. Wir müssen wieder auf rund 4200m rauf und weil die Nacht auch ganz gut war und ich mir einen relativ guten Atemrhythmus angeeignet hab, lief's ganz gut. Spannend war die Felswand, wie wir gleich zu beginn bewältigen mussten und bei ca. Der Hälfte, fragte uns Lara, ob wir eine Höhle sehen wollen. Naiv sagten wir ja, ohne zu wissen, dass der dezente Umweg auch nicht grad unanstrengend war, aber es hat sich echt ausgezahlt. Unser Guide zeigte uns eine Schluchtenhöhle, ein paar Sonnenstrahlen drangen von weit oben her durch, unten suchte sich ein kleiner Bach einen Weg ins Freie. Diese Quelle war auch die letzte Möglichkeit, unsere Flaschen mit Trinkwasser zu füllen, wenn weiter oben gibt es schlichtweg kein Trinkwasser mehr! Nachdem wir wieder 2 Camps ausgelassen haben, erreichen wir das Barafu-Camp, quasi das 'Basiscamp' vor dem Gipfelsturm. Es ist ca. 14:00 Uhr, uns wurde der Tipp gegeben, etwas zu Essen und dann versuchen zu schlafen, weil wir bereits um Mitternacht losstarten wollten, damit wir zum Sonnenaufgang am Gipfel sind.

Häufigste Gedanken des Tages:
  • 'Die Felswand hot's erm obikaut...!!' *sing *
  • Hier! Camp! Pause! Bitte! Warum nicht?!!

Sonnenaufgang über den Wolken


Die Höhle!


Letztes Camp vor'm Gipfelsturm.




Tag 5: Es ist 23:00 Uhr nachts, es ist schweinekalt, aber wir werden geweckt. Wir sollen uns vorbereiten. Wir bekommen Tee und Kekse, wir essen kaum, weil wir einfach keinen Appetit hatten. Ich ziehe mir meine letzten trockenen Sachen an + Sturmhaube + Stirnlampe. Es geht also jetzt wirklich los, wir gehen an und es beginnt gleich mal mit einer Felswand, ungesichert. Das war leider alles andere wie lustig. Trotz Lampe sieht man fast nix, nur was der 30cm-Lichtkegel direkt anleuchtet. Also konzentiere ich mich auf die Füße meines Vordermanns. An dieser Stelle hatte ich echt ein bissl Angst, mit dem Gleichgewicht wars auch nicht mehr so gut bestellt wegen der Höhenkrankheit, zusätzlich war mir unglaublich schlecht. Wir waren natürlich nicht die Einzigen, die gestartet sind, denn im Camp vereinen sich fast alle Routen, die zum Gipfel führen. Überall sieht man die Lichter von Strinlampen, ansonsten sieht man nichts, was auch sehr gut war, denn wenn ich den Weg, der noch vor mir lag gesehn hätte, hätte ich vermutlich resigniert. Es ging nämlich endlos gleich dahin, immer schräg rauf, mal links, dann wieder recht, über Stunden. Mit meinen Gedanken hab ich eig. Nur gegen mich selbst gekämpft, einfach weiter, nicht aufgeben! Wenn mein Körper nicht mehr wollte und ich eine Pause brauchte, haben mich meine Guides weiter motiviert. Es war eiskalt, der Wind pfeift uns um die Ohren, das Wasser in unseren Flaschen ist teilweise gefroren. Es hat sich angefühlt, als würde der Berg gegen einen kämpfen. Nicht selten verliere ich das Gleichgewicht, erfange mich aber immer wieder bzw. Werde aufgefangen. Ich brauche immer mehr Pausen, mittlerweile ca. Alle 10 Sekunden. Aber es ging weiter und weiter. Plötzlich ging es nicht mehr bergauf, wir haben den Stella-Point erreicht, ein Glücksgefühl erreicht mich, aber wir sind noch nicht am Ziel und nach wie vor stockdunkel! Das Zeitgefühl war so oder so weg, Lara hat mir aber versichert, dass es nur noch ein paar Minuten bis zum Uhuru-Peak, den höchsten Punkt Afrikas, sind, was schlichtweg eine dreiste Lüge war, weil es mindestens noch eine gefühlte Stunde gedauert hat. Eine Stunde voller Kampf mit mir selbst. Alle 5 Schritte eine Pause von wenigen Sekunden......und weiter gehts! Sowas hab ich noch nicht erlebt, mir war schlecht, bekam keine Luft und mir war so kalt, dass ich mir Sorgen um meine Zehen und Finger machte. Und plötzlich waren da Leute, eine kleine Gruppe macht Fotos, sie posieren vor einem Schild. Meli war schon da. Wir waren da. Uhuru-Peak, wir haben's geschafft! 5895 Meter! Ich bin fertig mit der Welt, ich stehe am höchsten Punkt Afrikas. Ich hab den höchsten freistehenden Berg der Welt bezwungen – ICH!! Und als dann 5 Minuten später die Sonne über dem Wolkenmeer unter uns aufgeht, kann ich meine Tränen nicht mehr unterdrücken! Ich war im Leben noch nie so drauf, es war einfach ein Wahnsinn, was man fühlt, wenn man hier oben steht, vor dir die Sonne, hinter dir der gigantische Gletscher und das Wissen, man ist am Ziel, man hat's geschafft! Ich kann es eigentlich nicht in Worte fassen, aber wenn ich mir das so durchlese, was ich hier vorher geschrieben habe, wie anstrengend und erschwerlich die ganze Aktion war, kann ich nur sagen ohne zu Lügen: Es hat sich total ausgezahlt!






Wir haben ein paar Fotos gemacht, bis die Kamera eingefroren ist (Ohne Witz, wir Deppen müssen ja auch noch im afrikanischen Winter da raufkraxln, am Gipfel hat's ca. -20°C), bleiben insgesamt ca. 20 Minuten am Gipfel, bevors wieder abwärts geht. Ich fühlte mich, als hätte man meinen Körper ausgetauscht: Die Höhenkrankheit war praktisch verschwunden, ich war nicht müde, auch körperlich nicht und durch die Sonne, sah der Berg gleich viel freundlicher aus. Wir sind vom Camp ca. 6 Stunden hinausgestiegen, einen leicht abgeänderten Weg sind wir dann in ca. 70 Minuten wieder runter gerutscht, ich schreibe 'gerutscht', weil der Untergrund total staubig, sandig, eisig war mit ein paar locken Felsen hier und da. Angefühlt hat sich das dann wie Schneeschuhwandern im Pulverschnee, also haben wir mal so getan, als hätten wir Ski umgeschnallt und sind runtergerast – meine Knie haben sich bedankt, was aber schlussendlich egal war, weil wir, im Camp angekommen, informiert wurden, dass theoretisch die Möglichkeit bestünde, bereits heute ganz nach unten zu wandern und nicht noch eine Nacht auf ca. 3000M Höhe im Zelt zu verbringen. Wir haben nicht lange überlegt (DUSCHE!!! BETT!!!!), haben uns drauf eingelassen und es spätestens in den letzten 2 Stunden, ganz unten im nassen, rutschigen Regenwaldabschnitt so bereut, weil dir einfach jeder Schritt weh tut. Dennoch, nachdem ich danach ca. 2 Tage bewegungsunfähig war, muss ich dennoch ungelogen behaupten: Das war der genialste Trip meines Lebens. Ich kann nur jedem, der noch fit genug zum Bergsteigen ist und irgendwie die Möglichkeit hat, nach Afrika zu fahren, empfehlen: Klettert am Kilimanjaro rauf! Das Gefühl ist einzigartig und die Strapatzen zahlen sich wirklich aus! Trotzdem war es wohl mein letztes Mal, ich hab's geschafft, ich bin geschafft, für's erste hab ich genug. Hätte ich diese Chance aber ausgelassen, hätte ich das wohl für immer bereut!









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