Jaja, ich weiß, Ende September
schreibt er die nächsten Blog-Einträge, hat er geschrieben. Jetzt
ist's Mitte Oktober und noch immer nichts online. An dieser Stelle
ein großes SORRY, man glaubt gar nicht, wie viel es zu tun gibt,
wenn man nach 3 Monaten Abwesenheit wieder nach Hause kommt. Und wenn
dann wieder die Uni winkt, ist die Motivation auch im
Niemalsland...wie dem auch sei, geh'n mas an, Endspurt!! :-)
Am Mittwoch, 4. September ging's bald
in der Früh los, sehr sehr bald! Meli weckt mich, wir stolpern
durch's dunkle Appartement nach draussen, wo Toni und Jacque mit dem
Auto schon warten (ja, wirklich! Was ist aus der guten alten 'african
time' geworden?!) und wir düsen auf der ungewohnt leeren Hauptstraße
nach Mombasa, wo wir den öffentlichen Bus nach Moshi in Tansania
erwischen müssen. Stress brauchten wir uns keinen machen, weil
irgendwann muss ja auf die Afrikaner verlass sein und unsere
Abfahrtzeit wurde um eine Stunde nach hinten verschoben. Nach einer
Runde Tee verabschieden wir uns, steigen in den Bus ein und los geht
die wilde Fahrt.
Meli und ich haben uns ja schon auf
einiges eingestellt, wenn man nochmal bedenkt, wir fahren mit dem
ÖFFENTLICHEN BUS nach TANSANIA! Der Bus selbst war eigentlich nicht
so schlimm, es war halt gerammelt voll, wir sind natürlich auch
ziemlich aufgefallen, so viele Weiße dürften sich nicht in solche
Busse trauen, die Rückspiegel waren grundsätzlich mal zerbrochen,
die restliche 'Einrichtung' erinnerte mich stark an die 70er Jahre
(jaja, damals....). Die Fahrt selber, solang der Magen mitspielt, war
aber ziemlich cool. Wir sind zuerst auf einer quasi Autobahn Richtung
Süd-Westen, als wir plötzlich die asphaltierte Straße verließen
und mitten durch den Tsavo-Nationalpark hüpften, hier kann man in
Kenia übrigens super Safaris machen, dementsprechend haben wir auch
Zebras, Giraffen und einen Vogelstrauß gesehn.
Weil meine Nacht doch sehr kurz war,
Tim, Salome und Tina haben es sich nicht nehmen lassen, mit mir noch
ein paar Tusker zu vernichten, danke dafür übrigens (!), war ich
dann doch extrem müde und hab trotz genialer Landschaft die Augen
ein bisschen zugemacht, bis wir an die Grenze kamen. Das fand ich
wirklich etwas skuril, denn die kenianischen Behörden wollten meine
Fingerabdrücke für die AUSREISE, die Tansanier nur 50$, Reisepass
und fertig.
Mein Rucksack nach der Fahrt mit dem öffentlichen Bus! ;-) |
Am späten Nachmittag kamen wir dann
tatsächlich heil in Moshi am Busbahnhof an, wo wir sofort von Fredy
abgeholt wurden (Gott sei Dank!). Fredy ist der Chef von UhuruTreks,
über diese Firma haben wir unsere Kilimanjaro-Tour und die Safari
gebucht, und das nur wenige Tage einfach übers Internet. Ich hab
auch ein paar mal mit ihm telefoniert, der Rest wurde über Emails
abgewickelt und hat mehr als erstaunlich gut funktioniert. Fredy
brachte uns sofort ins Hotel, wo wir noch eine Nacht verbrachten
bevor es am nächsten Morgen losging mit dem Kili. Wir hatten noch
eine kurze Vorbesprechung und zahlten den ganzen Trip in Bar, das
waren für mich (Kili+Safari) ca. 2.000.000 Tanzania-Shilling, ein
tolles Gefühl, so als Millionär, dennoch war ich froh, die Kohle
schnell wieder los gewesen zu sein (was ich im Moment wieder
überhaupt nicht nachvollziehen kann!)
Fredy brachte uns auch noch zu seinem
Office, wo wir 'gratis' die Ausrüstung für die
Kilimanjaro-Besteigung ausborgen konnten: Von Winterjacken,
Bergschuhen bis hin zu Stirnlampen war alles in Hülle und Fülle
vorhanden und zwar in guter Qualität, ich war echt überrascht, ein
solches Sortiment erwarte ich in Schladming beim Skiverleih, aber
nicht in Afrika – im Sommer.
Nach einer unglaublich guten Nacht
(MÜÜÜDE!!) und Frühstück, wurden wir auch schon von unserem Team
abgeholt. Ich muss das erklären! Wenn man beschließt, den
Kilimanjaro zu besteigen, macht man das nicht allein, sondern mit
einem Team. Für Meli und mich gingen 2 Guides mit, dazu ein Koch und
4 (!) Träger. Das klingt alles ziemlich übertrieben, ich hab mich
bei der Sache auch wirklich etwas unwohl gefühlt. Besonders, wenn
man zuvor gute 2 Monate in Afrika gearbeitet und im Alltag gelebt
hat, kommt man sich ziemlich komisch vor, wenn für 2 weiße Leute gleich 7
weitere Afrikaner mitwandern, unser Zeug schleppen müssen und für
uns kochen. Allerdings war ich bereits am zweiten Tag schon extrem
froh, dass wir sie hatten! Da wir nämlich über die Lemosho-Route
nach oben wollten, verbrachten wir die Nächte im Zelt, also Camping.
Da mussten unsere Porters (=Träger) nicht nur unser Zeug tragen
(also alles, was wir nicht unmittelbar während dem Aufstieg
brauchten, wie Schlafsäcke, Gewand zum Wechseln, Medikamente, usw),
sondern auch Essen für 9 Leute für mindestens 6 Tage, ein Gasfass,
mehrere Zelte und natürlich deren eigene Sachen. Aber jetzt mal
wieder von vorne:
Tag 1: Wir wurden also von unserem Team
abgeholt, angeführt von den Guides Kado und Lara, wir fuhren
gemeinsam zum Gate, quasi dem Eingang zum Nationalpark, wo wir
Eintritt zahlen mussten, aßen kurz ein Lunchpaket, fuhren weiter zum
eigentlichen Startpunkt auf ca. 2000 Meter Höhe und dann ging's
wirklich endlich los. Unter der Führung von Lara, wanderten Meli und
ich zuerst noch durch bewirtschaftetes Land, am und rund um den
Kilimanjaro wir nämlich allerhand angepflanzt, so gibt's Bohnen- und
Kartoffelfelder auch noch bei über 2000 Metern Seehöhe. Nach ca.
Einer Stunde erreichen wir dann den Urwald. Lara lässt es sich nicht
nehmen, obwohl's teilweise schon ziemlich steil bergauf ging, uns
einiges über das Land, den Berg und seine Bewohner zu erzählen. So
erzählte er uns, dass in der Regenzeit hier oft Elefanten
herunterrutschen, die Spuren konnten wir sehen, außerdem erblickte
Lara unglaublich viele Affen und Vögel. Der Weg wurde letzte Saison
vom den Mitarbeitern des Nationalparks gut hergerichtet, also man
marschiert einem vorgefertigten Pfad entlang, der allerdings etwas
schmal war, warum wir auch im Gänsemarsch hintereinander her gingen
und alle paar Minuten Platz für unsere eigenen Porters machen
mussten, die uns nacheinander überholten, die waren dezent schneller
unterwegs, wie wir, was mich auch überhaupt nicht wundert, sie
schleppen zwar locker das 5fache an Gewicht mit rum, sind aber
körperlich auch dementsprechend gut drauf! Nicht wenige waren schon
über 100x am Berg.
Ein bisschen Gepäck. |
Das Team. Kado in der Mitte machte uns gleich zu Beginn ein bisschen nervös: Warum hat der Kerl einen Rosenkranz um den Hals?! ;-) |
Point To Remember. |
Und los geht's!! |
Aber wir waren natürlich auch nicht
ganz allein unterwegs auf unserer Route, gemeinsam mit uns startete
auch eine Gruppe von Briten, ein Paar aus der Tschechischen Republik und Neuseeländer,
die wir zwar allesamt überholten, wir trafen uns aber beim ersten
Camp (auf ca. 2800m Höhe) wieder, wo wir nach ca. 5 Stunden
Fußmarsch ankamen und die Nacht verbringen werden. Unser Zelt zum
Schlafen und ein eigenes Zelt zum Essen waren bereits aufgestellt
worden, nachdem wir in einem Buch unsere Namen und Daten eingetragen
hatten (was wir in jedem Camp machen mussten), bekamen wir eine
Schüssel mit heißem Wasser zum Waschen und wurden ins Essenszelt
gebeten, wo auch schon Tee und POPCORN auf uns wartete! Ich habe mit
vielem gerechnet, aber nicht, dass wir hier am Kilimanjaro beim
Camping kulinarisch so gut versorgt wurden: Als Abendessen gab's
IMMER mindestens 3 Gänge, eine Suppe, ein wirklich gutes
Hauptgericht (meist Gemüsesoße mit Fleisch und Reis, aber auch mal
Spaghetti,...) und Früchte, dazu offensichtlich so viel Tee, Kaffee
oder Kakao wie wir wollten. Nach dem Essen im Kerzenlicht, es ist
mittlerweile dunkel geworden, gab's wieder eine Vorbesprechung für
den nächsten Tag und wir wurden von Dieben gewarnt, man solle keine
Wertsachen im Zelt lassen, wenn wir essen. Todmüde fielen wir danach
auch ins Bett, bzw. In die Schlafsäcke. Der Tag war zwar von der
Anstrengung her doch noch ganz human, aber die Eindrücke waren schon
wirklich beeindruckend! (Wortwiederholung!)
Häufigste Gedanken des Tages:
- Voll geil, ich bin am Kili!
- So happy today, sooo happy...!! *sing *
- Warum tu ich mir das eig. An?
- Gott sei Dank war ich nicht beim Bundesheer!
- Wie geil ist eigentlich das Essen?!
Tag 2: 7 Uhr – Tagwache!! Nach einem
Frühstück, wie es besser nicht sein kann (Eier, Würschtl, Früchte,
Toast, Tee, Kaffee,...), packten wir unsere Sachen, die wir für den
Aufmarsch brauchten, also Regenzeugs, Wasser, Sonnenschutz (A geh,
brauch ich nicht!! Tja, schwerer Fehler...) und los gehts. Es wird
mittlerweile doch kühl, also für Afrika mein ich jetzt, ich hatte
noch nie so viel an hier. Diesmal war auch Kado mit dabei, nach ca.
Einer Stunde verließen wir den Regenwald und betraten das Untere
Sumpfland, welches von riesigen Latschen geprägt war. Die ersten 4
Stunden waren auch wirklich extrem anstrengend, bergauf, bergauf und
immer weiter bergauf (na wirklich?!), ich war so froh, also wir oben
angekommen waren. 'Oben' war in diesem Fall der Rand des
Shira-Plateau, eine riesige Ebene auf über 3000m, man glaubt gar
nicht, dass man schon so weit oben ist und von hier aus sieht man
auch das erste Mal das Ziel, also den Gipfel der Mount Kibo, dem
höchsten Berg des Kilimanjaro-Massivs. Mittags rasteten wir kurz
beim Camp Shira-1. Hier haben auch andere Gruppen schon ihre Zelte
aufgeschlagen, denn die Lemosho-Route, die wir gebucht haben, dauert
normalerweise 7-8 Tage, wir planten aber mit 6 Tagen (ist billiger
:-P ), also lassen wir dieses Camp aus und gingen nach einer halben
Stunde weiter Richtung Shira-2-Camp. Langsam gehts auch wieder etwas
bergauf und Lara & Kado erklären uns die Symptome der
Höhenkrankheit. Denn je höher man raufsteigt, desto dünner wird
die Luft, dementsprechend ist es normal, dass man Kopfweh, Bauchweh,
Übelkeit, Schwindel und/oder Atemnot bekommt, wenn man (wie wir)
nicht dran gewöhnt ist. Das ist auch der Grund, dass wir extrem
langsam gehen, also wirklich sehr sehr sehr langsam! In Swahili heißt
langsam 'Pole pole', ständig drängten Kado und Lara uns, langsamer
zu gehen, was uns gegen Ende der Tagesroute auch immer leichter
fällt. Die Landschaft verändert sich immer schneller, es wird
felsiger, die Latschen immer kleiner, bis nur noch kleine Büsche und
Gräser zu sehen sind. Lara erzählt uns motiviert von der Flora am
Kili, wir sehen 200 Jahre alte Bananenpalmen, leider ist unser
Interesse nicht mehr so groß, ich bin mit Schnaufen beschäftigt und
es ist mittlerweile richtig kalt geworden. Endlich erreichen wir
unser Camp auf 3950m, wir sind glücklich und müde, aber der
Ausblick ist bereits unglaublich schön, auf der einen Seite schauen
wir auf das Shira-Plateau hinab, welches im Moment von Wolken
überzogen war, und hinter uns steht, wie ein Koloss, der Berg im
Licht des Sonnenuntergangs. Unser Camp wird von seltsamen Vögeln
belagert, eine Mischung aus Adler, Rabe und Krähe und nach einem
wiederum genialen Abendessen, schlafen wir ein.
Häufigste Gedanken des Tages:
- Einfach weiteratmen, das ist der Trick!
- Was ist aus dem guten, alten Pole-Pole geworden?!
Guide Kado
Ein kleines Ameisennest. Kurze Pause am Rande des Shira-Plateau
Mittagspause mitten am Shira-Plateau: Mt. Kibo ist bereits in Sichtweite, mehr aber auch nicht.
Sonnenuntergang im Shira-2-Camp.
Tag 3: Die Nacht war schlecht, bzw.
Unglaublich kalt, die wurde aber von einem wunderschönen
Sonnenaufgang beendet, ich zieh mir gute 5 Schichten Gewand an, die
Winterjacke ist sowieso schon nachts zum Einsatz. Dieser Tag war
etwas Knifflig, weil wir zuerst rauf zum Lavatower-Camp auf 4600m
mussten, welches wir, wie konnte es anders sein, ausließen und
wieder runter zum geplanten Tagesziel (Baranco-Camp) auf 3940m.
Heute hab ich die totale Härte des Berges gespürt, denn ab ca.
4000M hat sich bei mir die Höhenkrankheit bemerkbar gemacht, ein
bisschen Kopfweh und Schwindel, dazu das steinige, monotone Gelände.
Die Pause beim Lavatower war bitter nötig, aber das runtergehen war
auch nicht so lustig. Heilfroh, aber total erfroren, kommen wir beim
Camp an, welches mitten in einer Wolken eingehüllt ist. So schnell
war ich noch nie im Zelt, es war einfach kalt. Und wenn ich daran
denke, dass der anstrengendere Tag noch vor uns liegt, hat meiner
Motivation auch nicht geholfen. Ja, ich geb's zu, ich war ein
bisschen frustriert, an diesem Tag, aber was soll's, ich hab das
jetzt angefangen und zieh das jetzt auch durch!
Häufigste Gedanken des Tages:
- Du verdammter Berg, du schaffst mich nicht!
- Nicht krank werden, alles, nur nicht JETZT krank werden! Durchhalten!
- Links – rechts – links – rechts - .....ATMEN!
In der Früh war ich ja noch ganz fit... |
...aber zu Mittag beim Lava-Tower muss ich mir das Lächeln schon erkämpfen! :-P |
Tag 4: Wir wussten, was ungefähr auf
uns wartet. Wir müssen wieder auf rund 4200m rauf und weil die Nacht
auch ganz gut war und ich mir einen relativ guten Atemrhythmus
angeeignet hab, lief's ganz gut. Spannend war die Felswand, wie wir
gleich zu beginn bewältigen mussten und bei ca. Der Hälfte, fragte
uns Lara, ob wir eine Höhle sehen wollen. Naiv sagten wir ja, ohne
zu wissen, dass der dezente Umweg auch nicht grad unanstrengend war,
aber es hat sich echt ausgezahlt. Unser Guide zeigte uns eine
Schluchtenhöhle, ein paar Sonnenstrahlen drangen von weit oben her
durch, unten suchte sich ein kleiner Bach einen Weg ins Freie. Diese
Quelle war auch die letzte Möglichkeit, unsere Flaschen mit
Trinkwasser zu füllen, wenn weiter oben gibt es schlichtweg kein
Trinkwasser mehr! Nachdem wir wieder 2 Camps ausgelassen haben,
erreichen wir das Barafu-Camp, quasi das 'Basiscamp' vor dem
Gipfelsturm. Es ist ca. 14:00 Uhr, uns wurde der Tipp gegeben, etwas
zu Essen und dann versuchen zu schlafen, weil wir bereits um
Mitternacht losstarten wollten, damit wir zum Sonnenaufgang am Gipfel
sind.
Häufigste Gedanken des Tages:
- 'Die Felswand hot's erm obikaut...!!' *sing *
- Hier! Camp! Pause! Bitte! Warum nicht?!!
Sonnenaufgang über den Wolken |
Die Höhle! |
Letztes Camp vor'm Gipfelsturm. |
Tag 5: Es ist 23:00 Uhr nachts, es ist
schweinekalt, aber wir werden geweckt. Wir sollen uns vorbereiten.
Wir bekommen Tee und Kekse, wir essen kaum, weil wir einfach keinen
Appetit hatten. Ich ziehe mir meine letzten trockenen Sachen an +
Sturmhaube + Stirnlampe. Es geht also jetzt wirklich los, wir gehen
an und es beginnt gleich mal mit einer Felswand, ungesichert. Das war
leider alles andere wie lustig. Trotz Lampe sieht man fast nix, nur
was der 30cm-Lichtkegel direkt anleuchtet. Also konzentiere ich mich
auf die Füße meines Vordermanns. An dieser Stelle hatte ich echt
ein bissl Angst, mit dem Gleichgewicht wars auch nicht mehr so gut
bestellt wegen der Höhenkrankheit, zusätzlich war mir unglaublich
schlecht. Wir waren natürlich nicht die Einzigen, die gestartet
sind, denn im Camp vereinen sich fast alle Routen, die zum Gipfel
führen. Überall sieht man die Lichter von Strinlampen, ansonsten
sieht man nichts, was auch sehr gut war, denn wenn ich den Weg, der
noch vor mir lag gesehn hätte, hätte ich vermutlich resigniert. Es
ging nämlich endlos gleich dahin, immer schräg rauf, mal links,
dann wieder recht, über Stunden. Mit meinen Gedanken hab ich eig.
Nur gegen mich selbst gekämpft, einfach weiter, nicht aufgeben! Wenn
mein Körper nicht mehr wollte und ich eine Pause brauchte, haben
mich meine Guides weiter motiviert. Es war eiskalt, der Wind pfeift
uns um die Ohren, das Wasser in unseren Flaschen ist teilweise
gefroren. Es hat sich angefühlt, als würde der Berg gegen einen
kämpfen. Nicht selten verliere ich das Gleichgewicht, erfange mich
aber immer wieder bzw. Werde aufgefangen. Ich brauche immer mehr
Pausen, mittlerweile ca. Alle 10 Sekunden. Aber es ging weiter und
weiter. Plötzlich ging es nicht mehr bergauf, wir haben den
Stella-Point erreicht, ein Glücksgefühl erreicht mich, aber wir
sind noch nicht am Ziel und nach wie vor stockdunkel! Das Zeitgefühl
war so oder so weg, Lara hat mir aber versichert, dass es nur noch
ein paar Minuten bis zum Uhuru-Peak, den höchsten Punkt Afrikas,
sind, was schlichtweg eine dreiste Lüge war, weil es mindestens noch
eine gefühlte Stunde gedauert hat. Eine Stunde voller Kampf mit mir
selbst. Alle 5 Schritte eine Pause von wenigen Sekunden......und
weiter gehts! Sowas hab ich noch nicht erlebt, mir war schlecht,
bekam keine Luft und mir war so kalt, dass ich mir Sorgen um meine
Zehen und Finger machte. Und plötzlich waren da Leute, eine kleine
Gruppe macht Fotos, sie posieren vor einem Schild. Meli war schon da.
Wir waren da. Uhuru-Peak, wir haben's geschafft! 5895 Meter! Ich bin
fertig mit der Welt, ich stehe am höchsten Punkt Afrikas. Ich hab
den höchsten freistehenden Berg der Welt bezwungen – ICH!! Und als
dann 5 Minuten später die Sonne über dem Wolkenmeer unter uns
aufgeht, kann ich meine Tränen nicht mehr unterdrücken! Ich war im
Leben noch nie so drauf, es war einfach ein Wahnsinn, was man fühlt,
wenn man hier oben steht, vor dir die Sonne, hinter dir der
gigantische Gletscher und das Wissen, man ist am Ziel, man hat's
geschafft! Ich kann es eigentlich nicht in Worte fassen, aber wenn
ich mir das so durchlese, was ich hier vorher geschrieben habe, wie
anstrengend und erschwerlich die ganze Aktion war, kann ich nur sagen
ohne zu Lügen: Es hat sich total ausgezahlt!
Wir haben ein paar Fotos gemacht, bis
die Kamera eingefroren ist (Ohne Witz, wir Deppen müssen ja auch
noch im afrikanischen Winter da raufkraxln, am Gipfel hat's ca.
-20°C), bleiben insgesamt ca. 20 Minuten am Gipfel, bevors wieder
abwärts geht. Ich fühlte mich, als hätte man meinen Körper
ausgetauscht: Die Höhenkrankheit war praktisch verschwunden, ich war
nicht müde, auch körperlich nicht und durch die Sonne, sah der Berg
gleich viel freundlicher aus. Wir sind vom Camp ca. 6 Stunden
hinausgestiegen, einen leicht abgeänderten Weg sind wir dann in ca.
70 Minuten wieder runter gerutscht, ich schreibe 'gerutscht', weil
der Untergrund total staubig, sandig, eisig war mit ein paar locken
Felsen hier und da. Angefühlt hat sich das dann wie
Schneeschuhwandern im Pulverschnee, also haben wir mal so getan, als
hätten wir Ski umgeschnallt und sind runtergerast – meine Knie
haben sich bedankt, was aber schlussendlich egal war, weil wir, im
Camp angekommen, informiert wurden, dass theoretisch die Möglichkeit
bestünde, bereits heute ganz nach unten zu wandern und nicht noch
eine Nacht auf ca. 3000M Höhe im Zelt zu verbringen. Wir haben nicht
lange überlegt (DUSCHE!!! BETT!!!!), haben uns drauf eingelassen und
es spätestens in den letzten 2 Stunden, ganz unten im nassen,
rutschigen Regenwaldabschnitt so bereut, weil dir einfach jeder
Schritt weh tut. Dennoch, nachdem ich danach ca. 2 Tage
bewegungsunfähig war, muss ich dennoch ungelogen behaupten: Das war
der genialste Trip meines Lebens. Ich kann nur jedem, der noch fit
genug zum Bergsteigen ist und irgendwie die Möglichkeit hat, nach
Afrika zu fahren, empfehlen: Klettert am Kilimanjaro rauf! Das Gefühl
ist einzigartig und die Strapatzen zahlen sich wirklich aus! Trotzdem
war es wohl mein letztes Mal, ich hab's geschafft, ich bin geschafft,
für's erste hab ich genug. Hätte ich diese Chance aber ausgelassen,
hätte ich das wohl für immer bereut!
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