Montag, 8. Juli 2013

Feeding-Program

Wenn man frueh am Morgen im Bett liegt und nicht von bellenden Hunden, kraehenden Haehnen oder Motorengeraeuschen geweckt wurde, sondern von mehrstimmigen Chorgesaengen, die erstaunlich klar durch das offene Fenster ins Zimmer hallen, dann ist Sonntag in Mtwapa. Die catholic church ist keine 30 Meter von unserem Haus entfernt, schon seit Tagen hat man verschiedene Choere immer wieder ueben gehoert, aber am Sonntag um 6:00 Uhr frueh wird es dann ernst, denn dann beginnt die erste von drei Vormittagsmessen. Die hab ich aber alle verschlafen bzw. bin ich im Bett liegen geblieben und hab zugehoert. Die erste Woche hier in Kenia war, obwohl ich mit dem eigentlichen Projekten noch nicht wirklich begonnen hatte, wirklich anstrengend, aber unglaublich beeindruckend! Irgendwann werde ich mich auch in die Kirche schleichen und einen afrikanischen Gottesdienst anhoeren, aber diesmal war ich echt gluecklich, noch ein bisschen liegen bleiben zu duerfen, bis ca. 10:30.       ;-)
Nach dem Fruehstueck (ehrlich, ich hasse dieses Wort, es gibt hier kein UE auf der Tastatur!) sind Larissa und ich gleich los Richtung Hauptstrasse zu Jitu's Bar (Gitta fuehlte sich leider nicht so wohl, deshalb nur wir zwei).


Jitu (ich habe keine Ahnung, ob ich den Namen richtig schreibe, wenn nicht, er moege es mir verzeihen!) ist ein ca. 60-jaehriger in Kenia geborener Inder, der 4 Sprachen fliessend sprechen kann: Indisch/Hindu, Kiswahili, Englisch und DEUTSCH! Jitu hat naemlich eine deutsche Frau, die allerdings in Bayern lebt und er selbst kuemmert sich hier in Kenia um seine Bar, Apartements und sonstige Gschaeftln. So organisiert er auch das Feeding-Project, bei dem Larissa und ich heute mithelfen.

Seit ca. 10 Jahren organisiert Jitu und indische Freunde von ihm jeden Sonntag Unmengen an Essen fuer Kinder aus armen Verhaeltnissen in der Gegend, und davon gibt es viele, sehr viele! Dabei wird er von Freiwilligen unterstuetzt, regelmaessig auch von Volontaeren wie Gitta, Larissa und mir. Wir treffen also Jitu um ca. 11:30 in seiner Bar und er nimmt uns mit seinem Auto mit zu dem Ort, wo das Ganze stattfindet, ein bisschen ausserhalb von Mtwapa. Er hat mich von Anfang an sehr nett aufgenommen und er kuemmert sich immer wieder gerne um uns Volos, besonders, wenn's um die Gesundheit geht, er kennt sich hier einfach richtig gut aus, verstaendlich!

Dort angekommen, treffen wir auch schon andere Mithelfer wie das einfach "goldige" britische Ehepaar Ivan und Diana, eine Schuelergruppe aus England mit 2 Lehrern, die fuer 2 Wochen hier sind, um in einer Schule zu helfen, Heidi aus Norwegen und ihr Freund und viele viele mehr (v.a. auch Inder). Und es gab auch einiges zu tun, bevor der grosse Ansturm erfolgt, denn vom Auto aus haben wir schon hunderte Kinder gesehn, die sich auf den Weg machten!

Zuerst haben Larissa und ich Bananen auseinandergeteilt und in Koerbe gelegt und Maismehlpaeckchen geschlichtet bis wir zur Essensausgabe geholt wurden, um dort anzupacken. Es gab Bohnen mit Reis und Broetchen. Wir legten also wie am Fliessband 4 Broetchen auf einen grossen Metallteller und gaben den Teller an den naechsten weiter, dann kam Reis drauf, der Teller wird weitergereicht zu den riesigen Toepfen mit den Bohnen drin. So wandert der Teller immer weiter bis zur endgueltigen Essensausgabe, wo die Kinder, in 4er-Gruppen eingeteilt, warteten und eine Gruppe einen Teller bekommt. Mit dem Teller in der Hand werden die Kinder zu einem grossen, unterdachten Platz gebracht, wo sie sich hinsetzen und essen konnten. Wir mussten richtig Gas geben, denn es sind unglaublich viele Kinder gekommen, das muss auch richtig koordiniert werden. Und wenn man, wie ich oder die Schulgruppe, zum erste Mal dabei ist, kann das auch ganz schoen stressig werden, also noch stressiger und chaotischer als es sowieso ist.








Ungefaehr 1200 (!) Kinder sind gekommen, um zu essen! Das dauert natuerlich eine gewisse Zeit, bis alle etwas bekommen haben, obwohl wir (fast :-P ) alle so schnell wie moeglich arbeiteten! Die Kinder, die mit dem Essen fertig waren, mussten aber warten, bis wirklich alle durch waren, damit kein riesiges Durcheinander ausbrach, zwei Waechter hatten die Menge im Blick und mussten auch einmal eingreifen, als durch ploetzliche Unruhe mehrere Hundert von ihren Plaetzen aufsprangen wie bei einer Kettenreaktion.

Als alle zu essen hatten, durften die ersten wieder aufstehen und geordnet in einer Reihe rausgehen, am Ausgang bekam jeder einen Becher Saft, den sie schnell austrinken mussten, damit wir die Becher schnell wieder abwaschen und neu fuellen konnten fuer die naechsten Kids. Zuletzt bekam jedes (!) Kind eine Banana aus dem Korb und ein Kilo (!) Maismehl fuer die Familie mit nach Hause!




Larissa an der Pole-Position! ;-)



Wenn ich mir das hier so durchlese, klingt das alles sehr streng und militaerisch, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das ohne einem derartigen System irgendwie funktionieren kann. Am Ende haben wir ca. 2,5h wie die Irren gearbeitet, aber dann war um ca. 2 alles zu Ende, die letzten Kids waren versorgt und nun wurden wir Helfer zum Essen gerufen: Es gab Indisch (von den indischen Frauen in der Zwischenzeit bereitet), und ich kann's nicht anders sagen: es war sooo gut! Vielleicht liegt's daran, dass es bei mir im Studentenheim seit Monaten nur Reis oder Nudeln gab, aber ich fand bzw. finde das Essen hier so genial! Es gab (glaube ich, so genau konnte ich alles nicht identifizieren) Reisquader mit einer genial gewuerzten Sauce mit sauren und suessen gebackenen Knoedeln, dazu frische Mangos und Wassermelonenstuecke. Beim Essen kamen wir auch endlich besser zum Reden, besonders mit Diana und der englischen Schulgruppe und waehrend die Inder noch Tee tranken und Hochzeitseinladungen austauschten (weshalb es naechsten Sonntag uebrigens kein Feeding geben wird, es steht und faellt offensichtlich alles mit den Indern) und die anderen Helfer langsam nach Hause fuhren, warteten Larissa und ich auf Jitu, der uns bei der Gelegenheit auch gleich zu einem seiner Apartements einlud, zum Chillen am Pool. Das Angebot werden wir sicher sehr gerne einmal annehmen!    :-)






Nachdem er uns wieder zuhause abgesetzt hatte, liessen Larissa und ich den Tag noch gemuetlich am Strand ausklingen - der Coba Cabana am Indischen Ozean. So muss ein Sonntag sein! 



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