Ich kann es selber gar nicht glauben, wenn ich lese, was ich hier schreiben muss: Meine Zeit in der Special School ist zu Ende. Seit dieser Woche sind hier in Kenia Schulferien, zwar nur fuer 2 Wochen, weil ja vorher so lange Lehrerstreik war, allerdings bin ich in guten 2 Wochen schon wieder unterwegs nach Tansania! IN 2 WOCHEN! 1000x hab ichs schon geschrieben, aber die Zeit hier in Kenia vergeht mir viel zu schnell, gerade jetzt, wo ich mich von den Kids in der Special School verabschieden musste, wird mir das wieder bewusst. Vielleicht kamen mir diese eineinhalb Monate auch deshalb so kurz vor, weil der eigentliche Unterricht ja erst viel spaeter begonnen hat. Es kommt mir selber vor, als waere ich nur eine Woche hier gewesen, aber gerade weil der Abschied so schwer faellt, muss es doch laenger gewesen sein, aber ich beginne mal von vorne:
Freitag letzte Woche war der Closing Day der Primary School und Special School, das bedeutet: alle Examen sind geschrieben, die Kinder, die zeitweise hier wohnen, werden im Laufe des Tages von ihrer Familie abgeholt, so auch Monica! Sie war alles andere als gut drauf, mir ging das ueberraschenderweise (?!) auch wirklich nahe. Aber auch viele andere Kids, wie Christopher oder Steve, hatten schon Abschied genommen. Ich habe versucht mich selbst und die uebrigen Kinder der Special School mit Luftballons abzulenken, bei den Kids hats geklappt, bei mir, wie ich am Nachmittag merke, nicht so gut. Irgendwie musste ich lange daran denken, an die Gesichter, als ich mich verabschiedet hatte. Dabei war ich noch bis Mittwoch (heute) in der Schule, nur waren eben viele mir sehr liebgewordene Schueler schon weg.
Montag und Dienstag hab ich sozusagen alles rausgeschossen, was ich an Repertoire hatte, hab die paar wenigen Kinder, die noch in der Schule waren (also ca. 50^^) mit Luftballons, Kreiden, Kugelschreiber und Seifenblasen ueberhaeuft und hab fuer die Kleineren auch einen kleinen Fussball gekauft. Die taubstummen Kids haben mir noch ganz viele neue Woerter in der Sign Language beigebracht, zwar Worte, wie "Loewe", "Tisch" und "Flugzeug", welche ich in Gespraechen hoffentlich eher weniger brauche, aber leider auch Worte, wie "vermissen" und "traurig".
Heute vormittags um 11 hat mich Headteacher Patrick Muzungu in sein Office holen lassen, wir begannen mit der "Abschiedszeremonie":
Ich durfte mit den Kids einen Baum pflanzen, dann wurden viele Gruppenfotos gemacht, Mr. Muzungu hat mich alle 2 Minuten gedrueckt, aufgehoben und durch die Luft gewirbelt, der Typ ist soo genial! Dann gings zurueck in eine Klasse, wo eine Gruppe von aelteren taubstummen Kindern fuer MICH traditionell tanzt und trommelt! Das war so beeindruckend, ich 'durfte' dann mitmachen, es war aber total lustig. Mr. Muzungu richtete seine Abschiedsworte an mich, dann musste ich eine Rede halten. Ich habe hier so unglaublich viel gelernt, gesehen, erlebt. Ich bin so gluecklich, hier gewesen zu sein und werde manche Menschen von hier wohl so schnell nicht vergessen koennen! Aber vermissen! Ich wuensche wirklich allen das beste, aber wenn sie so weitermachen, wie bisher, mache ichmir da wenig Sorgen.
Am Ende hab ich noch einen wirklich genialen Recommendation-Letter bekommen, die Kinder eskortieren mich noch bis zum Gate, wo schon ein Boda-Boda wartet. Das wars jetzt also. Den Nachmittag verbrachte ich zwar am Strand mit Tim (ein neuer Volonteer aus Deutschland, er ist letzten Freitag angekommen!), aber meine Gedanken waren noch in der Schule und bei den naechsten, letzten Tagen hier in Kenia. Die naechsten 1,5 Wochen werde ich noch im Kinderheim verbringen, dann beginnt das Abenteuer Tansania: Kilimanjaro, Serengeti, Sansibar! Also verabschiede ich mich heute mit einem weinenden und einem lachenden Auge, ich halt euch so gut es geht auf dem Laufenden!
Sonnige Gruesse nach Hause,
Euer Berni
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